Ein inklusiver Arbeitsplatz für alle: Im Gespräch mit Cornelia Soguel
Cornelia Soguel ist Leiterin Unternehmens- und Personalentwicklung und seit zehn Jahren in verschiedenen Entwicklungsprojekten der Stiftung Battenberg involviert. Dieses Jahr hat sie eine Arbeitsgruppe für Inklusion ins Leben gerufen.
Wenn sie über Inklusion spricht, wird schnell klar: Für sie ist es weit mehr als ein Konzept – es ist ein gemeinsamer Weg.
Liebe Cornelia, du bist in der Stiftung verantwortlich für das Thema Inklusion. Zuallererst und in deinem Verständnis – was ist Inklusion?
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten, Einschränkungen oder Besonderheiten – gleichberechtigt und selbstverständlich an allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben können.
In unserem Unternehmenskontext heisst das konkret:
-Gleiche Chancen für alle Mitarbeitenden – unabhängig von besonderen Bedürfnissen,
-Barrierefreiheit in Arbeitsprozessen, Kommunikation und Infrastruktur, und
-Wertschätzung von Vielfalt, sodass Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung wahrgenommen werden.
Integration bedeutet, dass eine Person sich den Bedingungen und Normen anpasst. Inklusion dagegen bedeutet die aktive Gestaltung einer Umgebung, in der sich niemand ausgeschlossen fühlt.
Wie geht die Stiftung Battenberg mit dem Thema um?
Die Stiftung Battenberg hat in einem partizipativen Prozess mit allen Mitarbeitenden das Thema «Inklusion» diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass die Mitarbeitenden bereit sind, den Weg zu mehr Inklusion gemeinsam mit uns zu gehen. Diese Bereitschaft ist eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung und nachhaltige Verankerung im Unternehmen.
Zusammenfassend haben wir drei grobe Zielsetzungen definiert:
1. Die Stiftung soll eine inklusive Welt vorleben
2. Unser Lern- und Arbeitsumfeld soll inklusiver gestaltet werden
3. Inklusion soll nach aussen sichtbar sein.
Auf welche Erfolge bist du besonders stolz? Was wurde im Bereich «Inklusion» bereits erreicht?
Zum Beispiel, dass Mitarbeitende mit angepasstem Arbeitsplatz in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv sind und insgesamt stärker am betrieblichen Geschehen teilnehmen und Teil davon sind.
Sie nehmen gemeinsam mit allen Mitarbeitenden an Einführungsveranstaltungen und diversen Schulungen teil und haben die Möglichkeit, sich bei internen Informationsveranstaltungen über Neuigkeiten aus den Geschäftsbereichen oder Finanzupdates der Stiftung zu informieren. Ein jüngster Erfolg war schlicht die Einführung des Duzens für alle, die das möchten. Dies wurde bis anhin unterschiedlich gehandhabt.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war das Zusammenführen unseres HRs: Die HR-Bereiche für Mitarbeitende mit und ohne angepassten Arbeitsplatz waren früher getrennt. Nun sind wir zu einem Team fusioniert, was die Inklusion spürbar fördert und neue Perspektiven und Initiativen ermöglicht.
Für das nächste Jahr sind weitere konkrete Schritte geplant, wie der Abbau physischer und kommunikativer Barrieren sowie die schrittweise Vereinheitlichung der HR-Prozesse (z.B. Weiterbildungen, Gesundheitsmanagement etc.).
Und der "Espace d'inclusion – Raum der Inklusion", der an der Juravorstadt entsteht, wird unsere Vision stützen und einen Ort schaffen, wo Inklusion gefördert und voll gelebt wird.
Ihr habt eine Arbeitsgruppe zum Thema "Inklusion" gegründet – kannst du mehr darüber erzählen?
Nach einem gemeinsamen Weiterbildungstag zum Thema Inklusion habe ich alle Mitarbeitenden – mit und ohne angepassten Arbeitsplatz – gefragt, ob sie mithelfen möchten, die Inklusion in unserem Unternehmen mitzugestalten. Das Echo war sehr erfreulich!
Die Arbeitsgruppe ist seit August 2025 aktiv und besteht aus neun Personen aus verschiedenen Arbeitsbereichen und mit unterschiedlichsten Hintergründen. Es war uns wichtig, eine möglichst diverse Gruppe zusammenzustellen.
Das Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die drei eben genannten Stossrichtungen zu konkretisieren, also Handlungsfelder festzulegen und zu priorisieren. Alle Aktivitäten, Vorhaben, Ideen, Meldungen zum Thema Inklusion fliessen in dieser Gruppe zusammen, so dass Aktionen in der Stiftung auch zentral gesteuert werden können. Die Mitglieder nehmen damit auch die Rolle als Sprachrohr in ihren Teams oder an ihren Arbeitsstandorten ein. Wir treffen uns 4- bis 5-mal im Jahr, um uns auszutauschen und Projekte (weiter)zuentwickeln.
Welchen Hürden begegnet ihr bei eurer Arbeit?
Die Balance zwischen Vielfalt und Einheit zu finden, ist nicht immer einfach. Unterschiedliche Perspektiven und Bedürfnisse sind wertvoll, können aber nicht in jedem Fall berücksichtigt werden. Inklusion ist ein kultureller Wandel und braucht Zeit, Raum und Geduld. Ergebnisse zeigen sich folglich nicht sofort.
Ich sehe die grössten Chancen in mehr Kreativität und neuen Ideen, einer gesteigerten Arbeitgeberattraktivität sowie einer nachhaltig stärkeren Bindung und höherem Engagement der Mitarbeitenden. Die grössten Herausforderungen sehe ich in komplexer Kommunikation, der schwierigen Messbarkeit von Erfolgen sowie in Gewohnheiten und Vorurteilen, die Veränderungen bremsen können.
Als HR-Expertin: Hast du Ratschläge für Unternehmen, die Inklusion in ihrer Organisation stärker fördern möchten?
Die Geschäftsleitung sollte sich zur Inklusion committen und die Offenheit der Mitarbeitenden sicherstellen.
Wenn diese Basis gelegt ist, sollten 1–2 konkrete Ziele festgelegt und in kleinen Schritten angegangen werden. Die Ziele sollten allen bekannt sein, zum Beispiel durch eine Sensibilisierungsveranstaltung. Idealerweise sollen die Ziele gemeinsam mit den Mitarbeitenden festgelegt werden – so wird es intern besser unterstützt.
Mit diesem Vorgehen entstehen erste Erfahrungen, auf denen weitere, unternehmensspezifische Ziele entwickelt werden können.
Wenn du an die Zukunft denkst, was wäre für dich ein sichtbares Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind?
Für mich zeigt sich Erfolg, wenn Inklusion nicht mehr als Projekt wahrgenommen wird, sondern als selbstverständlich gelebter gemeinsamer Weg im Alltag. Und wir möchten mit unserem Engagement nicht nur interne Veränderungen anstossen, sondern auch Partner inspirieren und Mut machen, eigene Schritte Richtung Inklusion zu gehen.
Vielen Dank Cornelia, für das Gespräch und deinen Erfahrungsbericht!
Cornelia Soguel (r.) mit Andreas Hofer, Mitglied der Arbeitsgruppe Inklusion (l.)